Interview mit Gero Jentzsch, Leiter Kommunikation und Pressesprecher Deutscher Fleischer-Verband e. V.
Der Trend zu vegetarischen und veganen Produkten ist weiter ungebrochen. Wie können sich hier Fleisch- und Wurst-Snacks behaupten?
Man kann eigentlich nicht davon sprechen, dass der Trend zu vegetarischen beziehungsweise veganen Produkten ungebrochen ist. Im Gegenteil, wir sehen hier bereits seit einiger Zeit deutlich rückläufige Zahlen. Ungebrochen ist die Liebe der Deutschen zu klassischen Snacks wie der Bratwurst; verhältnismässig neue Snacks wie Beef Jerky oder «Wurstchips» bleiben aber vorerst Exoten. Zu beobachten ist zudem ein verstärktes Qualitätsbewusstsein beim Fleisch- und Wurstkauf, eine wachsende Käufergruppe interessiert sich verstärkt für die Aspekte Herkunft, Regionalität, das Wohl der Tiere und auch für Bio-Qualität, wobei der Anteil von «Bio» am deutschen Fleisch- und Wurstmarkt nach wie vor sehr gering ist.
Welchen Mehrwert muss ein erfolgreicher Fleisch-/Wurst-Snackartikel an der Frischetheke bieten?
Frische und Qualität sind selbstverständlich, ebenso appetitliches Aussehen, denn Snacks sind oft Impuls- oder Spontankäufe. Zudem sollte der Artikel ein echter Snack sein, damit leicht handhabbar und problemlos ohne Teller und Besteck verzehrbar.
Welche Snackprodukte aus dem Fleischhandwerk sind derzeit besonders gefragt? Welche Gründe sehen sie dafür?
Wie gesagt, die Deutschen sind beim Thema Snacks eher konservativ, oder besser gesagt, nur in gewissem Rahmen experimentierfreudig. Sie mögen Burger, belegte Brötchen, Sandwiches oder Wraps ebenso wie das klassische Bratwurst-, Leberkäse- oder Schnitzelbrötchen.
Welche Produkte an der Fleisch- und Wursttheke können das Segment «Snacking» – einschliesslich «to go» – künftig bereichern? Wohin geht die Reise?
Ich vermute, dass wir in Zukunft eine grössere Vielfalt von unterschiedlichen Snacks sehen werden, zumindest einen grösseren Variantenreichtum. Als Burger- oder Brötchenbelag sind zum Beispiel gerade Pastrami oder Pulled Pork beliebt, auch exotische Geschmacksrichtungen funktionieren bei klassischen Snacks, aussergewöhnliche Formen oder Produkte wie «Schinken-Chips» oder «Würstchen am Stiel» werden es eher schwer haben. Interessant könnte auch die Produktion klassischer Snacks aus ausgewählten, regionalen oder anderweitig besonderen Zutaten sein. Viele Kunden suchen inzwischen das Besondere, auch beim Snacken.
Haben vegetarische und vegane Snacks im Fleischerhandwerk eine Chance?
Fleischersatzprodukte, also vegetarische Würstchen oder vegane Schnitzel, wurden vor etwa zwei Jahren heiss diskutiert, stellen aber insgesamt ein Randsortiment dar, dessen Anteil laut der Gesellschaft für Konsumforschung inzwischen eher ab- als zunimmt. Unabhängig davon sind Gemüse und Salat feste Bestandteile vieler Snackangebote in den Fleischereien.